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25.11.2018

Einst mit 47 Schülern gestartet: Wirtschaftsgymnasium wird 50

Zahlreiche Lehrer, Schulleiter und Vertreter aus Politik und Wirtschaft haben am vergangenen Freitag den 50. Geburtstag des Wirtschaftsgymnasiums Tuttlingen im Rahmen einer Feierstunde zelebriert, die Entwicklung Revue passieren lassen und künftige Herausforderungen angesprochen.

Seit 1972 ist der Landkreis Schulträger der Fritz-Erler-Schule und damit auch vom Wirtschaftsgymnasium. Landrat Stefan Bär kündigte an, die Schule von Seiten des Landkreises weiterhin gut unterstützen zu wollen. „Bildung ist Zukunft und unsere Eintrittskarte in die Welt von morgen“, sagte Bär in seinen Grußworten. Ebenso blickte er auf die neue Ausstattung von Tablets für mehrere Klassen und Lehrer sowie auf die Internetversorgung via WLAN im Schulgebäude. Eine Glasfaseranbindung folge. „Wir dürfen die Schule nicht zum Zulieferer für die Betriebe reduzieren, sondern wir statten die Schüler so aus, dass sie den Weg in die Zukunft gehen können“, sagte Bär.

Schulpräsident Thomas Hecht vom Regierungspräsidium Freiburg erinnerte an die Anfangszeit und sprach von einer Bildungslücke, die es in der Region vor der Gründung der Schule gegeben hätte. Mit 47 Schülern in zwei Klassenzügen startete das WG 1968. Nachdem die fachgebundene Hochschulreife 1982 weggefallen sei, gäbe es nur noch eine allgemeine Hochschulreife am WG.

Die Schüler würden in den drei Schuljahren nicht nur auf ein Studium vorbereitet werden, sondern auch auf eine duale Ausbildung. Die beruflichen Gymnasien am Standort Tuttlingen hätten durch die Zusammenlegung von kaufmännischer und hauswirtschaftlicher Schule stark profitiert, so Hecht.

In der Anfangszeit war die Schule in städtischer Hand. Tuttlingens Erster Bürgermeister, Emil Buschle, war in den Siebzigern selbst Schüler des WG. Er blickte in seiner Rede auf seine Zeit und betonte, dass es damals viele Kritiker gegeben hätte, die aber „eines Besseren belehrt“ worden seien. „Das WG ist aus der Bildungslandschaft der Stadt nicht mehr wegzudenken. Wir sind stolz auf diese Schule“, betonte er. Es sei eine Bildungseinrichtung mit „maßgeschneiderten Angeboten“.

Der Antrag, den 1967 die Stadt zur Gründung des Gymnasiums eingereicht hatte, kann auch heute noch so argumentiert werden, findet Schulleiterin Ursula Graf. „Wir brauchen ein WG, damit für die industriestarke Region junge Fachkräfte herangebildet werden und für künftige Lehrer“, sagte Graf. Das Wirtschaftsgymnasium sei schon immer ein Vorläufer des digitalen Zeitalters gewesen, bei dem alle Lehrer der kaufmännischen Schulen Anfang der Achtziger eine EDV-Grundausbildung absolvieren mussten. Im Schulhaus gäbe es heute 250 Computer und jedes Klassenzimmer besitze einen Internetanschluss.

Da die Schüler aus unterschiedlichen Schulen und zum Teil mit Migrationshintergrund auf das Wirtschaftsgymnasium kommen würden, müssen in Klasse elf zunächst alle Schüler auf einen Stand gebracht werden, um sie in Klasse zwölf und 13 auf das Abitur vorzubereiten. In ihren zwölf Jahren als Schulleiterin habe man zwei Drittel der Lehrer ausgetauscht und somit aktuell „ein ganz junges Kollegium“, sagte Schulleiterin Graf.

Schüler berichten aus Schulleben

Im Gespräch mit dem Geschäftsführer von Regio TV Rolf Benzmann erklärten die Schüler Marcel Kandlen, Sara Bertsch und Julia Kienzler aus der 13. Klasse des Wirtschaftsgymnasiums, warum sie auf dem WG sind, welche Lieblingsfächer sie haben und wohin die Reise nach der Schulzeit geht.

Ulrich Trautwein, Professor für empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen hielt den Festvortrag „Das berufliche Gymnasium: Erfolgsmodell unter Änderungsdruck“. Als Erfolgsgaranten nannte er den Motivationsschub durch Interessenpassung und die Fachlichkeit in hoher Qualität. Die Leistungsentwicklung und die Veränderungen der Zusammensetzung der Schülerschaft sowie das Finden von Fach- und Unterrichtsexperten seien künftige Herausforderungen.

Festakt_WG_50_Kammerorchester

Autor/in: Simon Schneider
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 25. November 2018